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Musik - Kultur - Freizeit

Artificial Family, das kann sowohl „künstliche“ als auch „kunstvolle Familie“ heißen - beides passt zu dem Verein am Grünen See, der sein 25-jähriges Bestehen feierte

Bei der Artificial Family gibt’s wenige Konventionen. Auch die Akademische Feier und der Rückblick des Vize-Vorsitzenden Markus Darr am Wochenende fielen aus dem Rahmen. Darr erinnert sich noch gut: Im April 1992 sitzen 20 Freunde im Grünen-See-Eck und beschließen die Gründung der „Family“. Der Großteil sind Mühlheimer aus bürgerlichem Haus und der Jahrgänge 1967 bis ’72. Eigentlich galt es als uncool und spießig, einen Verein zu gründen. Viel lieber feiern sie Partys, besuchen Festivals.

Sie schaffen sich Gitarre, Bass und Schlagzeug an, obwohl sie noch gar nicht spielen können. Die drei Probenräume im Juz sind total belegt. Die Freunde bauen ganz dreist einen Platz in der ehemaligen Schanz-Halle um. Weitere Leute kommen dazu, es sind sehr gute Musiker. Bald beherbergt der Saal fünf Bands, „manchmal im 24-Stunden-Betrieb“.

1991 organisieren sie das erste Festival in der Steinkaute.Vor ihrem Auftritt bei Focus Obertshausen werden sie als „Artificial Family“ angekündigt – der Name bleibt. Eigentlich ist’s eine Beschimpfung von Elke W., weil sie ihren Freund kaum noch zu sehen bekommt.

Nach der Gründung steigt das erste Musik-Fest im Zelt im Augenwald. „Auch die letzten Mühlheimer Rocker waren auf einmal dabei“, notiert Darr. „Im Rathaus hatten wir immer Freunde und Gönner, aber auch die, die uns kritisch beäugten.“ Der Bürgermeister Karl-Christian Schelzke, „einer, der irgendwie auch mit der 68er Bewegung zu tun hatte“, begegnet ihnen mit einem „Stückchen Lockerheit“. Während „einige der Etablierten vielleicht einfach Angst vor uns hatten“.

1993 steigt dann das erste Steinbruch-Festival auf dem Grillplatz: Drei Tage Live-Musik, sieben Tage sind 100 Leute vor Ort im Einsatz. Das Chaos hat auch Charme, täglich strömen bis zu 2000 Besucher aufs Gelände. Es ist draußen und kostenlos. Später nehmen sie Eintritt – manche Gäste unterstellen Verrat. Auflagen vom Ordnungsamt folgen, aber auch ein reger Austausch mit den Behörden, berichtet der Mitgründer. Parallel starten die Artis eine Konzertreihe im Juz. Lebenskünstler, Freaks, „aber auch ganz normale Menschen“ kommen und gehen, der Kern bleibt.

Dann folgt die Episode Hausbau. Der Verein hat noch kein Gelände, aber eine Blockhütte von einem Diamantenhändler im Taunus. 60 Personen registrieren, fotografieren und demontieren über sechs Wochen jedes Teil, transportieren das Material mit 42 Lkw-Ladungen zur alten Pelzhütte, beschreibt Vorsitzender Felix Frost.

Das Konzept Ökohaus kann starten, weil Schelzke ihnen auf 50 Jahre das alte Gelände der Angler verpachtet. 160.000 Mark an Bank- und Privatdarlehen müssen die Kreativen in die Hand nehmen. Seit 2005 werden im Keller Sessions gespielt und mit Trommeln geübt, Augen- und Ohren-Bad, Sommerfest und Helloween-Party, Frühstückscafé und Kneipenabend, Yogakurse, Meditation und Kindersingen erfüllen das Haus, das auch privat vermietet wird.

Mehr als 500 Bands und 150 DJs sowie 90 Mitglieder zählt der Jubilar heute. Schelzke und Bürgermeister Daniel Tybussek loben die Bilanz, Josef Zepezauer von den Concordia-Chören und Michael Rupp vom Verkehrs- und Verschönerungsverein gratulieren und zollen Anerkennung. Im Jubel-Programm gratulieren der Steinheimer Chor Ton-in-Ton, die Obertshausener Musiker Grolig Brothers, die Batucada Trommelgruppe und weitere Künstler.

(Text: Michael Prochnow, Offenbach Post vom 23.05.2017, mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.)

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